Wortfront

Freitag, 21. Oktober 2016. 20:00 Uhr, Theater Blaues Haus, Bolanden Weierhof



Lieder von Wortfront sind nicht nur Lieder. Sie sind Momentaufnahme, Milieustudie und Mahnung in einem. Es geht sarkastisch zur Sache und oft verdichtet sich ein Song zur blitzenden Satire, doch es macht stets ein hübsches Geräusch, wenn bei Wortfront Tabus brechen - weil neben allem skurrilen und bitterbösen Humor immer genug Platz für zärtliche Botschaften bleibt, die direkt ins Herz treffen.

Liebevoll und schonungslos zugleich umhüllt Musik die Texte: Da reißt ein raues Schlagzeug wütend das Tempo an sich, dort geht ein dumpfer Basslauf direkt unter die Haut - und über allem schwingt stets die Magie der Streicher, die mal mit süßem Schmelz, mal mit kratziger Attitüde die Arrangements nach vorne treiben. Die verblüffende Klangwirkung der klassischen Streicher im Zusammenspiel mit durchaus popigen, manchmal sogar richtiggehend rockigen Musik liefert sich ein spannendes Match mit den furios gereimten Texten. Man ist nie ganz sicher, ob man den Texten oder der Musik den Vorzug geben sollte: Das ist die einzigartige Kraft von Wortfront. Die Künstler gehen davon aus, dass man einem Publikum mehr zumuten kann - und es funktioniert!

Auch die Vielseitigkeit überrascht: Da schmiegt sich ein vorlauter Popsong an ein Lied mit fröhlicher Tango-Noblesse, da folgt eine handgemachte Rocknummer auf einen Song mit chanson-esker Attitüde, da brennt sich ein salsaesker Sommerhit direkt in die Gehörgänge, da weckt eine zärtliche Ballade mit schwermütigem Text tiefe Sehnsüchte.

Die Texte sind wie gewohnt bissig, grandios gereimt, witzig und bei alledem immer leicht von der typischen Wiener Melancholie umweht. Sie sprechen mit einem Augenzwinkern von der neuen Ehrlichkeit: "Zu viel Charme ist nur beschwerlich", nur um gleich darauf mit zu Herzen gehender Liebe das Down-Syndrom "Sommerkind" zu besingen "Und wenn es regnet, es regnet an Dir vorbei". Der "Klofrau vom Hauptklo im Kanzleramt" ist das alles ziemlich gleichgültig, denn "wir glauben an Ideale, sie glaubt nur an Sauberkeit". Nicht nur der Gegenwart schlägt Wortfront eine erhellende Bresche, auch die Zukunft wird frech besungen, zum Bespiel, wenn Roger Stein sich als Rentner imaginiert und gesteht: "Dann bin ich ein alter Sack und fasle nur von gestern und starre auf die Beine von jungen Krankenschwestern", und am Ende der Show wird bitterböse dazu aufgefordert "Stirb, bevor's zu spät ist" - weil man heutzutage einfach besser selektieren muss. Wortfront trifft schmerzhaft und mit Leichtigkeit auf den Punkt: Das Leben bleibt im Grunde ein Triumph der Möglichkeit.

Besetzung:
Sandra Kreisler: Gesang
Roger Stein: Klavier/Gesang
Sebastian Caspar: Geige/Gitarre
Samira Aly: Cello/Basscello
Brigitte Haas: Drums/Percussion

Weitere Infos: Wortfront

Eintritt: 15,00 €, ermäßigt 10,00 €